Ferienzeit

Um drei Uhr früh hatte der Möppel einen bösen Traum. Um drei Uhr früh war die Mama wach. Um viertel nach drei haben die Gedanken der Mama den Weg in die Schule gefunden. Als die Mama um halb fünf auch noch wach war, ist sie einfach mal aufgestanden…

2016-12-30-06-22-09

Ich hoffe, ihr konntet heute länger schlafen! Aber vermutlich kennt ihr das auch, oder? Dass man in den döfsten Situationen über die Schule nachgrübelt. Darüber, was gerade so alles ansteht. Darüber, was zuletzt alles nicht so gut lief und dringend verbessert werden müsste. Seltsamerweise nur selten darüber, was zuletzt gut geklappt hat. Darüber, wem man was noch unbedingt geben und/oder sagen muss. Darüber, wie man Hänschen, Luise und Horst am besten gerecht werden kann und ob man ncht irgendwas bei ihnen übersehen hat. Darüber, dass man ja eigentlich auch mal wieder etwas vorlesen oder basteln würde, aber doch so viel Wichtigeres zu erledigen ist. – Kennt ihr?

Naja, heute genieße ich erstaunlicherweise die Ruhe hier unten im Büro, während oben die drei Männer freidlich ratzen. Ich hab schon Ablage erledigt, also die „benutzten“ AB aus den letzten Wochen weggeheftet und mich bei zweien erbstahft gefragt, wo die plötzlich aufgetaucht sind. Dann hab ich noch die Anträge für Beihilfe und KV geschrieben, um mein Konto mal wieder etwas zu füllen. Was war das Möppelchen viel beim Arzt in den letzten Monaten! Erschreckend. (Und da ist die aktuelle Rechnung vom Weihnachtsfeiertag noch gar nicht dabei für die Mandelentzündung…) Ich hab ein paar liegen gebliebene Mails in Ruhe gelesen und beantwortet, dabei mal wieder festgestellt, dass ich nicht der einzige zweifelnde Geist bin.

Ich find´s oft gar nicht so einfach der Familie und der Schule gerecht zu werden. Wenngleich ich die Mischung ja liebe. Manchmal ists doch schwer, beides GUT zu schaffen und obendrein am besten noch genießen zu können.

… schrieb mir eine liebe Kollegin, die mir sehr aus dem Herzen spricht. Ich habe immer mal wieder das Gefühl, dass wir uns zu viele Gedanken und Arbeit machen, dass gerade die sehr motivierten, aktiven, oft jungen Kolleginnen sich ziemlich aufreiben und unter den von oben herbeigeführten Bedingungen gar nicht ihre Kompetenzen ausspielen können. Im Gespräch am Glühweinstand mit einer anderen Kollegin waren wir auch einer Meinung, dass Einsatz in der Schule einfach nicht wirklich gewürdigt wird. Egal, ob ich „Dienst nach Plan“ ableiste oder meinen Unterricht öffne und dafür realistische betrachtet doch einen deutlich höheren Aufwand fahre – wir sind alle Lehrer mit gleicher Bezahlung und gleichem Ansehen (sobald es die eigenen Schulmauern verlässt). Die Erwartungen sind hoch, die Wertschätzung eher niedrig, finde ich.

So, an dieser Stelle schließe ich die heutige Therapiesitzung. Ihr dürft mir gern eine Rechnung schicken… 😉

Katha

15 Gedanken zu „Ferienzeit

  1. Liebe Gille, danke erstmal für deine vielen Gedanken. In einigen habe ich mich sehr wiedergefunden…
    Zuerst kurz zum Thema „Absprachen engen ein“ – das sehe ich ähnlich, Ich bin so ein Typ Mensch, der es gern genau so hat, wie ich es mir vorstelle. Schlecht im Delegieren und Abgaben also. Zum Glück wird es langsam (mit fortschreitendem Alter?) etwas besser oder einfach notwendiger, nicht alles allein machen zu wollen. Aber ich verstehe es total, dass man nicht alles absprechen kann und muss, sicher aber viele Absprachen sehr hilfreich und erleichternd sein können. Sei es nur ein Elternbrief, den eine Jahrgangskollegin verfasst und der dann halt mal nicht den eigenen Ansprüchen ans Layout entspricht. Egal! Hauptsache, der Inhalt passt – das mal als Beispiel.

    Dass man sich selbst nicht gern beobachtet sieht, ist sicher auch normal. Seit dem Schuljahresbeginn habe ich viele Stunden in Doppelbesetzung erteilt und immer wieder gemerkt, dass ich permanet rechtfertige, was ich tue, was ich geplant habe/hatte oder warum etwas nicht geklappt haben könnte. Nicht, weil die Kolleginnen das einfordern oder doof kucken oder was sagen, sondern nur aufgrund meines eigenen Anspruchs und des Gefühls, mich rechtfertigen zu müssen. Voll blöd, wenn man es neutral betrachtet.

    Und noch zuletzt für heute: Ich weiß nicht, warum du zögerst. Es muss doch möglich sein, Ansprüche zu formulieren und Probleme zu benennen, ohne das sich jemand angegriffen fühlt. Ich habe keinen deiner Sätze in irgendeiner Form als problematisch empfunden. Meine Entscheidung für zwei Kinder und Beruf ist ja bewusst gefällt worden und wenn ich nun mal nöle, ist das halt mein p.P. 🙂

    Danke für den anregenden Austausch, auch an die anderen Damen!!!
    Katha

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    1. Liebe Katha, ich schreibe oft sehr spontan und vieles geht mir ausgesprochen leicht von der Hand.
      Hier war ich jetzt vorsichtig und wohlüberlegt, weil es ein sehr komplexes und emotionales Thema ist, wie man seinen Unterricht gestaltet. Man gibt oft alles und ist trotzdem nicht wirklich sicher und zufrieden. Man muss es alleine verantworten und ist gleichzeitig auf andere angewiesen, es kommt einfach unglaublich viel zusammen. Meine drei Kinder sind erwachsen und so hat sich meine Sicht auf die Dinge natürlich verändert. Auch ich beschäftige mich mit diesem Thema, finde nicht für alles Lösungen und auch ich hänge in der Thematik mit Unsicherheiten und meinen Emotionen. Gleichzeitig denke ich aber auch über Möglichkeiten nach, die ich habe, weil ich zu Hause nicht mehr für drei kleine Kinder sorgen muss und ich könnte mir schon gut vorstellen, dass ich da auf Ideen kommen könnte, die Mütter mit kleinen Kinder völlig unmöglich finden würden.
      Mich freut es sehr, dass es mir gelungen ist, meine Sicht auf die Dinge so überzubringen, dass du sie als bereichernd empfunden hast und so wünsche ich dir jetzt erst einmal einen Tag mit deiner Familie.
      Silvester mit den kleinen Jungs war bei uns immer sehr aufregend und bleibt es bis heute, wenn auch völlig anders gelagert. Ich bin am ersten Januar immer sehr glücklich, wenn ich weiß, dass es allen gut geht!
      LG Gille

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  2. Hm, geb euch absolut Recht, es scheint nur vielen so unendlich schwer zu fallen. Dieses Ich allein hinter geschlossener Tür scheint tief verwurzelt… woran das liegt, weiß ich auch nicht? Gewohnheit, Angst vor Kritik, Vorteile nicht sehen können, Zeit? Ansonsten kennt das Grübeln wohl jeder und es ist immer wieder hilfreich, wenn man sich damit nicht allein fühlt. Einen guten schulfreien Rutsch wünscht cubi

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    1. Tja, das ist wirklich ein grundlegendes Problem mit den geschlossenen Türen. Die sind ja bildlich wie reell sehr hemmend.
      Da ich selbst an zwei Schulen ausgebildet wurde, die wirklich die Türen offen hatten (und zwar die der Klassen genauso wie die bildlichen), ist es mir immer wieder unklar, warum nicht mehr Zeiten für gemeinsame Arbeit vorhanden sind und so viel Einzelkämpfertum existiert. In unserem Job kann es ja nicht unbedingt am Karrierestreben liegen…
      Katha

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      1. ich zum Beispiel bin ein sehr freiheitsliebender Mensch und habe im Kopf, dass Absprachen sicher auch etwas Einschränkendes haben können… ich würde vermuten, das genau hält viele dann grundsätzlich davon ab, sich auf eine gemeinsame Konzeptentwicklung einzulassen, die sicher auch mit manchen Kompromissen eingehen könnten…
        Im Alleingang schafft man es aber nicht und so bin ich trotz meiner Liebe zur Freiheit mittlerweile so gestrickt, dass ganz klar ist, dass es in der Grundschule nur nach gemeinsamen Absprachen gehen kann. Es ist und bleibt ein weites Feld, aber vielleicht kommt man ja doch ein Schrittchen weiter, wenn man kleine Gedanken einfach mal ausspricht…
        LG Gille

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    2. ich überlege mal mit, woran es liegen kann, dass viele sich nur hinter der verschlossenen Türe wohlfühlen…
      sicher ist es Gewohnheit, man verbindet damit Ruhe und Schutz und wenn man hinter verschlossener Türe seinen Unterricht so durchführt, wie man ihn persönlich für richtig hält, dann möchte man Diskussionen wahrscheinlich auch vermeiden. Das schlechte Gewisschen, nicht alles richtig zu machen, auch das wird einen veranlassen, seine Türe geschlossen halten zu wollen, denn auch das möchte ich nicht öffentlich machen.
      Die Verantwortung, die wir tragen ist enorm und es gibt viele Situationen, wo wir alleine die Belange vieler im Kopf haben müssen, um es bestmöglich für eine Gemeinschaft anzubieten. Dieser Druck wird einen immer wieder einknicken lassen, denn in diesem Alleingang Fehler einzugestehen ist nicht einfach, vielleicht auch gar nicht immer wirklich sinnvoll…
      Man braucht ein unglaubliches Selbstbewusstsein, eine schnelle Auffassungsgabe und viel Empathie, um sich all dem zu stellen, was uns abverlangt wird und gleichzeitig die Türen zu öffenen. Ich kann hier wieder meinen Kreis schließen und vermute, dass einem das genau dann gelingen kann, wenn das eigene schulische Tun nicht nur in der persönlichen Verantwortung liegt, sondern in einem schulischen Kontext steht, den alle mittragen. Hier in aller Kürze ist es nicht ganz leicht das überzubringen, was ich meine, aber diese Sorge hält mich jetzt nicht davon ab, wieder auf abschicken zu klicken..
      LG Gille (und vielleicht geht es hier ja im nächsten Jahr noch ein bisschen weiter…)

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  3. Ich meine manchmal, dass Team- und Konzeptarbeit in der Schule viel zu kurz kommen. Wenn jeder für sich seine Klasse bestmöglich versorgen möchte und das ganze alleine auf die Beine stellen will/soll/muss…,
    dann klappt das nicht, egal wie viele Kinder man selbst hat.
    LG Gille

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      1. …und ich habe mich kaum getraut, das so zu sagen, denn ich will den Müttern mit kleinen Kindern nicht in den Rücken fallen. Zum Thema Schule und wie mache ich es gut habe ich mittlerweile so einige Ideen. In den letzten Jahren bin ich immer mehr dahin gekommen, dass man nach einer Schule Ausschau halten sollte, die zu den eigenen Vorstellungen passt. Auch wenn man sich nicht alles frei aussuchen kann, so gibt es da schon Möglichkeiten. Außerdem sollte man immer mal wieder prüfen, ob die zu unterrichtenden Stunden zu dem passen, was man schaffen möchte und kann. Vielleicht werden schulfreie Tage manchmal einfach unterschätz…
        LG Gille

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  4. Liebe Katha,

    vielen Dank wie so oft für deine offenen Worte! Es tut so gut, zu lesen, dass es immer auch schwierig ist, gerade wenn man es eigentlich gut macht und kann. Die Grübeleien kenne ich auch gut – kein gutes Zeichen, besonders in der Nacht, wegen des Schlafmangels. Pass gut auf dich auf!
    Danke auch für deine immer nachdenklichen, aber nie resignierten Worte zu deiner ersten Klasse. Ich habe auch eine, und trotz aller Bemühungen, toller Ideen, viel Entusiasmus, Liebe zum Job – es ist oft wirklich schwer. Alles dauert so lange, und immer wieder auf Anfang zurückzugehen macht mich oft ungeduldig und lässt mich zweifeln. Dann suche ich, wie du, den nächsten Weg, in der Hoffnung, dass es diesmal „zündet“ – puuh, was für ein Geduldsspiel!
    Dein Blog tut unheimlich gut, weil du so ehrlich bist, und weil du sagst, dass es trotz der schönsten Materialien, wunderbarster Methoden und Ideen trotzdem manchmal hakt und man einfach nicht weiß, warum.
    Ich bin mir aber ganz sicher, dass du mit deiner positiven Herangehensweise weiter einen Weg durch den Dschungel finden wirst.
    Vor allem aber wünsche ich dir viel Kraft für dich und deine Familie, denn die brauchen dich noch viel mehr, und dort bist du wirklich unersetzlich.
    Ich wünsche dir, dass du es schaffst, deine kurzen Ferien jetzt noch ein wenig zu genießen, obwohl ja gerade in den ruhigen Zeiten viele Gedanken hochkommen, die man vorher im Trubel des Alltags eher zur Seite geschoben hat.
    Für das neue Jahr wünsche ich dir auf jeden Fall viel Kraft für alles, was du dir vornimmst, dass du gesund bleibst und Familie und Job gut unter einen Hut bekommst. Vor allem aber trau dich, auch mal einen Gang runterzuschalten, wenn du merkst, dass alles ein bisschen viel wird!
    Die Therapierechnung muss wohl eher ich bezahlen – für den Mut, den du mir immer wieder machst!

    Liebe Grüße!

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  5. Du sprichst mir aus der Seele und dabei habe ich noch gar keine Familie, sondern nur ein Pferd;) Oft frage ich mich, wie ich das alles schaffen soll, wenn ich mich für ein Kind entscheide. Und mein Freund sagt dann immer: „Dann musst du einfach (!!!) weniger vorbereiten.“

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