Das Parkinsonsche Gesetz gegen Verzetteln

von Basti  

Juni 18, 2017

Eine Kollegin hat mir kürzlich von ihrer Arbeit in Teilzeit berichtet. Ihr war zu dieser Zeit wiederholt aufgefallen, dass sie trotz reduzierter Stundenzahl nicht weniger gearbeitet hatte als vorher. Kennst du das Problem auch? Eigentlich hast du diese Woche kaum etwas vorzubereiten, trotzdem zieht sich die Unterrichtsplanung einfach ewig hin? Für das Gefühl, am Ende des Tages viel gearbeitet, und wenig erreicht zu haben, liefert das Parkinsonsche Gesetz eine Erklärung.

Was ist das Parkinsonsche Gesetz?

Das Gesetz von Cyril Northcote Parkinson besagt:

Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.

Das bedeutet: Je mehr Zeit du zur Verfügung hast, umso länger dauert die Arbeit, die du erledigen musst. Hast du drei Stunden Zeit zur Unterrichtsplanung, benötigst du diese drei Stunden. Stehen dir aber für die gleiche Unterrichtsplanung fünf Stunden zur Verfügung, so ist es sehr wahrscheinlich, dass du diese vollen fünf Stunden benötigst.

Grund dafür ist das Verzetteln in Kleinarbeiten. Steht dir die Zeit zur Verfügung, so suchst du eben länger nach dem perfekten Bild oder dem am besten passenden Arbeitsblatt. Je mehr Zeit du also verbrauchen kannst, umso mehr verwendest du sie auf unnötigen Perfektionismus. Bist du gezwungen, die gleiche Arbeit in weniger Zeit zu erledigen, greift automatisch das Pareto-Prinzip und du beschränkst dich auf das Wesentliche.

Lehren aus dem Parkinsonschen Gesetz

Die gute Nachricht: Wenn du dir das Parkinsonsche Gesetz bewusst machst, so gibt es einfache Gegenmaßnahmen. Dazu musst du allerdings innerlich auch zu der Überzeugung gelangen, dass du etwas gegen das Verzetteln tun willst. Die folgenden Tipps helfen mir ganz gut gegen verschiedenste Zeitfresser.

Feste Zeiten setzen und einhalten

Für mich ist es unwahrscheinlich hilfreich, mir vor jeder Tätigkeit zu überlegen, wie lange ich für sie brauchen sollte und möchte. Beispiel Unterrichtsplanung: Ich notiere mir genau, welche Stunden ich vorbereiten muss und schreibe mir bei jeder Stunde dazu, wie schnell ich sie erledigt haben möchte.

Das Parkinsonsche Gesetz für Lehrer, Verbesserung des Selbstmanagement für Lehrer, Zeitmanagement, lehrer-zeit.de
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Mit der Zeit wirst du wesentlich besser beim Einschätzen der Zeit, die du tatsächlich benötigst. Auch das Einhalten dieser Zeiten wird dir immer besser gelingen. Hierbei ist gerade bei der Unterrichtsplanung wichtig: mache Schluss, wenn die gesetzte Zeit abgelaufen ist. Die Welt wird sich weiter drehen, wenn die Unterrichtseinheit nicht perfekt durchgeplant ist. Für das rechtzeitige Aufhören hilft mir der Timer meines Handys.

Damit die Arbeit nicht doch ausartet, solltest du die Zeiten realistisch, aber knapp setzen. Pufferzeiten helfen dabei, Schwankungen auszugleichen. Mache dir also wirklich klar, dass du viel Zeit einfach sinnlos verschwendest und besinne dich auf das Wesentliche.

Zeit für andere Aktivitäten blocken

Ich habe jetzt schon des Öfteren von anderen Lehrern gehört: „Wieso hast du denn Zeit, so viel Sport zu machen?“ Die Antwort ist ganz einfach: Ich nehme sie mir. Ich tue mir damit nämlich mehrfach etwas Gutes.

Zum einen schaffe ich einen Ausgleich zur Bürotätigkeit. Zum anderen besiege ich durch feste, geblockte Zeiten das Parkinsonsche Gesetz. Feste, unverrückbare Termine für Sport, Musik, Hobbies, Freunde, Familie usw. sorgen dafür, dass du gar nicht erst groß Zeit hast, dich in sinnlosen Aufgaben zu verzetteln. Ein fester Tagesplan kann Wunder wirken.

Wir neigen dazu, unser eigenes Leben und unsere Gesundheit hinten anzustellen. Ich bin kein Freund davon. Meines Erachtens unterrichte ich besser, wenn ich ausgeglichen in die Schule komme. Lieber gesund und glücklich als mit dem perfekten Stundeneinstieg. Bisher habe ich nicht den Eindruck, dass meine Schüler ein Problem damit hätten. Im Gegenteil merken diese, wenn ich zu wenig Schlaf habe oder unausgeglichen und genervt in die Schule komme.

Also nimm dir die Zeit für dich selbst. Sie zahlt sich in mehrfacher Hinsicht aus. Und du darfst diese Zeit haben, höre auf dich dafür zu rechtfertigen. Kein anderer Berufsstand muss sich dafür verteidigen, dass er Freizeitaktivitäten nachkommt, also sollten auch wir damit aufhören.

Perfektionismus beschränken

Nach dem Referendariat ist es ein wichtiger Lernprozess des Lehrers, den erlernten Perfektionismus wieder abzubauen. Dies ist auch ein wichtiger Schritt beim bekämpfen des Parkinsonschen Gesetzes. Wir neigen viel mehr dazu, die vorhandene Zeit vollständig zu nutzen, wenn wir perfektionistisch veranlagt sind.

Du solltest dir also klar machen, dass Perfektionismus einer der größten Zeitfresser ist. Akzeptiere, dass nicht alles perfekt sein muss. Akzeptiere, dass deine freie Zeit nicht mit dem perfektionieren deines Unterrichts gefüllt werden muss. Auch Lehrer haben ein Recht auf Zeit.

Lerne in diesem Artikel, wie du dich sonst noch gegen Perfektionismus zur Wehr setzen kannst.

Fazit

Wer gerne mehr Freizeit haben möchte, muss sie sich nehmen. Je mehr Zeit nämlich für deine Arbeit zur Verfügung steht, desto länger wirst du brauchen. Wenn du also mit dem Anteil an freier Zeit in deinem Leben unzufrieden bist, solltest du dir das Parkinsonsche Gesetz verinnerlichen.

Das kannst du sofort umsetzen

  • Zeitmessungs-App herunterladen: Du solltest beginnen, deine effektiv genutzte Zeit zu messen. Es gibt verschiedene Apps, anhand derer du klar erkennen kannst, wie viel Zeit du eigentlich für überflüssige Tätigkeiten aufwendest. Also mach den ersten Schritt: Überprüfe dich selbst. Ich benutze aktuell die Android-App Swipetimes.
  • Zeiten blocken: Du solltest dir feste Zeiten für deine Hobbies, Freunde oder Familie blocken. Überlege dir jetzt sofort, und wie immer schriftlich, für welche Aktivitäten du gerne mehr Zeit hättest. Dann lege einen festen und unverrückbaren Termin in der Woche oder für jeden Tag dafür fest. Schreibe dir diese Termine auf, notiere sie im Terminkalender oder in einer passenden App. Du wirst sehr bald feststellen, dass du deinen Schülern trotzdem noch gerecht werden kannst.
  • Zeitlimits für Aufgaben setzen: Bei der nächsten Einheit für die Unterrichtsplanung überlegst du dir genau, welche To Dos du abarbeiten musst. Dann führst du dir das Parkinsonsche Gesetz vor Augen und schreibst dir für jede Aufgabe auf, wie lange du brauchen solltest. Wähle die Zeiten bewusst knapp und gönne dir Puffer und Pausen. Aber verhindere, dass du dich verzettelst und wieder den ganzen Tag sitzen musst.

Schlusswort

Ich hoffe, ich konnte dir klar machen, wie wichtig es ist, sich selbst unter Kontrolle zu halten. Das Parkinsonsche Gesetz ist schon sehr lange bekannt und man sollte es sich immer wieder vor Augen führen. Probiere ruhig mal die von mir genannten Methoden aus. Und dann schreibe in die Kommentare, wie viel weniger Zeit du plötzlich vertrödelst. Lass mich wissen, wenn ich dir helfen konnte.

Bis zum nächsten Mal.

Und vergiss nicht: Auch Lehrer haben ein Recht auf Zeit.

Basti


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  • Lieben Dank! Ich selber bin ein großer „Verzetteler“, der zu keiner Freizeitaktivität mehr findet (und deswegen sehr, sehr unausgeglichen ist!). Ich werde versuchen, es anders anzugehen. Deine Tipps sind sehr wertvoll! Herzlichen Dank dafür! Stephanie

    • Hallo Stephanie,
      vielen Dank für den lieben Kommentar. Bleib dran, immer einen Tipp nach dem anderen ausprobieren und lass uns hören, wie es dir damit ging. Eine entspannte Woche! Basti

  • Die Kollegin, von der du zu Anfang schreibst, könnte ich vielleicht kennen… ;-D
    Einen Tipp kann ich zu dieser Thematik vielleicht auch beisteuern: mal den Job in Vollzeit ausprobieren. Dann KANNST du dich gar nicht mehr so verzetteln, denn plötzlich gehen die Stunden aus.
    Woran ich persönlich noch arbeite, ist das Vermeiden des schlechten Gewissens dabei – life-long-learning bezieht sich auf mehrere Bereiche, als ich ursprünglich mit unserem Beruf in Verbindung gebracht hatte…
    Freue mich immer, von dir zu lesen, Kollege.
    Liebe Grüße
    Manu

    • Hast du dich etwa wiedererkannt? Sowas aber auch 🙂
      Über das schlechte Gewissen haben wir ja auch schon mal geredet – hat keiner was davon. Ab und an muss halt ein Nein sein.

      Liebe Grüße

      Basti

  • Ich persönlich habe beste Erfahrungen mit dem Timer auf dem Smartphone. Die häufigsten Zeitspannen, die ich nutze, sind 20 und 45 Minuten. Naja, der UE-Takt ist dem Lehrkörper innewohnend 😉
    Zur Disziplinierung bzw. schonungslosen Zeitanalyse nutze ich RescueTime. Die App läuft auf Notebook, Tablet und Smartphone und protokolliert automatisch alle Anwendungen und Websites. Diese werden programmseitig schon in produktiv/nicht produktiv einsortiert, können aber auch manuell eingeordnet werden. Sehr interessant ist dass der Produktivitätsindex, der sich daraus ergibt: wer mehr als 90 erreicht, arbeit sehr fokussiert. Mein Blog-Artikel zu dem Tool: http://karrierenachmass.de/rescuetime/
    – schöner Blog.Ich bin heute erst auf diese Seite gestoßen und nehme diese in meinen Newsreader auf.

    • Über RescueTime habe ich schon gelesen, aber selbst noch keine Erfahrungen damit gesammelt. Generell scheint aber der Begriff „gnadenlos“ auf diese App sehr gut zuzutreffen. Ich glaube, manch einer würde sehr staunen, wenn er mit Hilfe dieser App einmal mit seinem eigenen Arbeits- und Surfverhalten konfrontiert würde. Wer genaueres wissen möchte, sollte den genannten Artikel lesen. Danke für den Beitrag 🙂

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