Kinderzeichnungenbeurteilen 1

Oft kommt es vor, dass uns die Kinder voller Stolz ihre Zeichnungen zeigen. Die meisten von uns quittieren mit „Das hast du hübsch gemacht“. Doch ist das tatsächlich eine ideale Antwort? Gerade in solchen Situationen hätten wir es in der Hand, mit den Kindern zu kommunizieren und ihnen zu zeigen, dass wir sie ernst nehmen. Es wäre wirklich schade, solche Gelegenheit verstreichen zu lassen.

Wir alle wissen, wie wichtig es ist, dass sich ein Kind uns gegenüber frei und furchtlos ausdrücken und seine gesamten Gefühle in die Beziehung stecken darf. Wenn ein Kind uns sein selbst gefertigtes Bild zeigt, käme wohl niemandem in den Sinn, die Zeichnung zu kritisieren. Doch was ist das Beste, was wir dazu sagen können? Wie verhalten wir uns?

Die hier aufgelisteten alltäglichen Reaktionen auf Kinderzeichnungen oder Kritzeleien sollen uns zum Nachdenken anregen: Reagieren wir wirklich immer richtig oder könnten wir es mit wenig Aufwand besser machen?

1. Gratulieren

„Das ist wunderschön!“, „Du kannst das wirklich sehr gut!“, „Das ist aber eine besonders schöne Zeichnung!“, sind Ausdrücke, die wir alle in verschiedenen ähnlichen Varianten immer wieder verwenden. Das Kind ist zufrieden, doch kann es nicht viel mehr tun als lächeln und sich wieder entfernen. In diesem Fall haben wir die Chance verpasst, darüber zu sprechen, was das Kind uns zeigen möchte, den Anstoß zu nutzen, um das Kind zum Nachdenken zu bringen und um von uns aus, seinen Blickpunkt zu verstehen.

2. Das Werk würdigen

„Mir gefällt, wie du den Löwen gezeichnet hast“ oder „Hier hast du besonders schöne Farben ausgewählt“, sind Antworten, die zwar deutlich machen, was uns gefällt, doch die Kinder malen nicht, um uns zu gefallen und sollten keinesfalls zeichnen, um ein Kompliment zu erhaschen oder eine positive Meinung zu hören. Indem wir eines der Bilder auswählen, um es am Kühlschrank festzumachen, treffen wir bereits eine Auswahl, welche Art Zeichnung uns gefällt und welche nicht. Dabei wollen wir doch gar keine Stereotypen schaffen.

3. Zu viele Fragen stellen

„Ist das eine Katze oder ein Hund?“, „Was bedeutet denn dieser Farbfleck hier?“. Auf solche Fragen können ältere Kinder problemlos antworten, doch für die kleineren, die noch nicht so redegewandt sind, könnte das zu schwierig sein. Wir müssen uns vor Augen halten, dass Kinder malen, was sie fühlen und nicht, was sie sehen. Wie soll ein vierjähriges Kind uns erklären, dass seine Zeichnung darstellt, was es fühlt, wenn es glücklich ist oder wenn es traurig ist, weil niemand es beachtet? Zudem beziehen sich oftmals die Werke der Kinder auf sich selbst oder sind ganz einfach Ergebnisse ihrer Versuche mit verschiedenen Materialien. Denken wir nur daran, wie ein Kind zum ersten Mal mit Fingerfarben experimentiert.

In diesen Fällen muss das Endresultat nicht zwingend wichtig sein, was zählt ist der Prozess, die Empfindungen, das Eintauchen in neue Entdeckungen, die hervorgehoben werden.

Zu viele Fragen stellen oder der Versuch, eine Zeichnung zu analysieren ist nicht immer der richtige Weg. Im Gegenteil – es könnte Frust entstehen, weil das Kind noch nicht in der Lage ist, seine gefühlsbetonten Abläufe verbal auszudrücken.

4. Sanft korrigieren

„Schön, sehr schön, aber denk bitte nächstes Mal daran, dass Tiger nicht grün sind!“, ist ein üblicher Versuch, die Zeichnungen der Kleinsten zu korrigieren, indem man ihnen Ergänzungen oder Änderungen vorschlägt. Doch die Zeichnungen der Kinder stellen nicht immer die Realität dar, sondern vielmehr ihre Art, die Wirklichkeit zu sehen. Ein Hinweis, der auf eine Korrektur hinausläuft, ist nicht nützlich, sondern kann das Gegenteil bewirken: Er entmutigt das Kind und hilft ihm nicht dabei, seine Fähigkeiten zu entwickeln.

Welches sind denn nun die besten Reaktionen auf Kinderzeichnungen?

Lesen Sie morgen hier im Perlen-Blog weiter oder lesen Sie den Originalartikel auf zebrart.it von Monica Palmeri, mit freundlicher Genehmigung hier frei übersetzt wiederzugeben von M. Herzog.

Bild: Ephraimstochter